Der Betrieb ist ein Ort, wo Jugendliche unterschiedlicher Herkunft, Kultur, politischer und weltanschaulicher Einstellung aufeinandertreffen und miteinander auskommen müssen. Die Aufgabe der beruflichen Bildung ist im Kern die Vermittlung von Handlungskompetenzen. Diese sind nicht beschränkt auf eine funktionalistisch gedeutete berufliche Dimension, sondern betreffen auch die charakterliche Förderung und können damit um die soziale Dimension - demokratieförderndes Verhalten und Akzeptanz der Vielfalt - ergänzt werden.
Hier setzt das neue Projekt des Kumpelvereins „Aktiv im Betrieb für Demokratie und Vielfalt“ an. „Angriffe auf Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sowie Phänomene gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit sind eine dauerhafte Herausforderung für die gesamte Gesellschaft und bedürfen eines dauerhaften Engagements. Der Ausbildungsbetrieb ist ein prädestinierter Ort für seidieses Engagement, wird aber zu diesem Zweck nur ansatzweise und sporadisch genutzt. Das wollen wir als Gelbe Hand anpacken und Antirassismusarbeit dauerhaft und nachhaltig in den Betrieben implementieren“, erklärt die Projektleiterin Dr. Klaudia Tietze, Geschäftsführerin der Gelben Hand.
Das Ziel des Projekts ist es, Vielfalt und demokratieförderndes Verhalten am Arbeitsplatz durch die Implementierung von Demokratiebildung, Antirassismusarbeit und Konfliktlösung im Ausbildungslehrplan zu fördern. Es werden maßgeschneiderte und passgenaue Module zur Demokratiebildung, Antirassismusarbeit und Konfliktlösung entsprechend den Wünschen und Rahmenbedingungen der Projektbetriebe erstellt und in den Ausbildungslehrplan integriert. Das so erarbeitete Material wird ausgewertet und zu modellhaften sowie auf weitere Ausbildungsbetriebe übertragbaren Modulen verarbeitet. Die ProjektmitarbeiterInnen beraten, begleiten und organisieren Schulungen für AusbilderInnen zu Themen der Demokratiebildung, Antirassismusarbeit und Konfliktlösung.
Der Bereich der betrieblichen Ausbildung unter dem Gesichtspunkt der Entwicklung und Umsetzung von wirksamen Handlungsansätzen zur Demokratieförderung, Antidiskriminierung und zur niedrigschwelligen Bewältigung von Konflikten ist gänzlich unerforscht. Das Konzept sieht zum einem die Entwicklung von neuen Handlungsansätzen vor, liefert zum anderen Fallstudien zur Umsetzung dieser Handlungsansätze und ermöglicht darüber hinaus, auf dieser Grundlage Modelle zu erstellen, die bundesweit einsetzbar sind. Diese Arbeit wird im Laufe der Zeit nicht nur von nachhaltiger Wirkung sein, sondern auch den Ausgangspunkt für weitere Initiativen bilden.
Das Projekt wird im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ in Kooperation mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), Arbeit und Leben DGB/VHS Nordrhein-Westfalen e. V. sowie Projektbetrieben umgesetzt. Aktuell beteiligen sich als Projektbetriebe Evonik Industries AG und die Rheinbahn AG.
Betriebe, die Interesse haben mitzumachen, können sich unter info[at]gelbehand.de melden.
Mehr Infos zum neuen Projekt der Gelben Hand gibt hier.