„Antirassismus gehört zur Ausbildung“

Tagung des Kumpelvereins mit NRW-Arbeitsminister Schmeltzer

Unter dem Titel „Antirassismusarbeit als Teil der Ausbildung" fand am 6. April in den Räumlichkeiten des ver.di-Bezirks Düsseldorf die gemeinsame Tagung des Kumpelvereins und des Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales in NRW statt. Im Zentrum stand die Frage, wie man die Antirassismusarbeit strukturell in der beruflichen Ausbildung von Jugendlichen verankern könne.

Arbeitsminister Rainer Schmeltzer betonte dabei die Bedeutung der Arbeitswelt: „Ausbildung und Arbeit sind ein Schlüssel zur Teilhabe. Dort müssen wir die Auseinandersetzung suchen", denn, so Schmeltzer weiter: „Die Arbeitswelt ist ein wichtiger Ankerpunkt der Aktivitäten für eine offene Gesellschaft." Er deutete daher an, die Zusammenarbeit mit dem Kumpelverein fortführen zu wollen. Der Vorsitzende der Gelben Hand, Giovanni Pollice, unterstrich die Notwendigkeit eines verstärkten Engagements im Angesicht der zunehmenden rassistischen Tendenzen: „Der Betrieb ist ein Spiegel der Gesellschaft. Aber da, wo die Sozialpartnerschaft funktioniert, können wir als Gewerkschaften Einfluss nehmen. Wenn die demokratischen Säulen dieser Gesellschaft zusammenhalten, dann ist mir um die Zukunft nicht bange."

Der Arbeitsdirektor der Rheinbahn AG, Klaus Klar, machte deutlich, dass es in seinem Unternehmen null Toleranz für rechtes Gedankengut gebe: „Es geht hier um eine Grundhaltung dem Menschen gegenüber. Da müssen wir als Vorstand Vorbilder sein – und da zeigen wir klare Kante." Auch im Chemieunternehmen Evonik in Marl sei ein respektvolles Miteinander Teil der Unternehmenskultur, bestätigte Betriebsratsmitglied Ali Simsir: „Hier klappt das Zusammenleben gut – aber kaum fällt der Hammer und die Menschen sind außerhalb des Betriebs, greifen wieder die oftmals medial verbreiteten Vorurteile." Dem müsse man entgegenwirken. Daher beteiligten sich sein Betrieb und die Azubis an zahlreichen Aktivitäten gegen Diskriminierung und Ausgrenzung: „Unser Motto: Vielfalt statt Einfalt!" Diese Vielfalt zusammenzubringen, Begegnung schaffen, sei letztlich, so Felix Spreen, IG Metall-Jugendsekretär aus Münster, eine Aufgabe der Antirassismusarbeit: „Die zweite Aufgabe ist Aufklärung." Er plädierte daher für mehr politische Bildung durch z. B. Gedenkstättenfahrten für Azubis.

Im Anschluss an die Podiumsdiskussion stellte die Geschäftsführerin der Gelben Hand, Dr. Klaudia Tietze, das Projekt des Kumpelvereins „Unterrichtseinheiten für Ausbildungsbetriebe" vor und diskutierte mit den fachkundigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, wie man das Thema Antirassismus praktikabel und effizient in der Ausbildung implementieren könne. Die Auszubildenden der Rheinbahn-AG engagieren sich seit Jahren auf vielfältige Weise gegen Rassismus. Linda Kinze und Tim Lenzen stellten Best-Practice-Beispiele aus ihrem Unternehmen vor – viele davon preisgekrönt durch den Wettbewerb der Gelben Hand. Abschließend beleuchtete Referent Mark Haarfeldt in einem Fachvortrag die Herausforderung der Flüchtlingsdebatte für Betriebe, Verwaltungen und auch für die Gewerkschaft – gerade im Lichte einer stärker werdenden rechtspopulistischen und teilweise marktradikalen Partei wie der AfD. Am Ende lautete das Fazit der Geschäftsführerin, Dr. Klaudia Tietze: „Antirassismus gehört zur Ausbildung – dazu gibt es keine Alternative!"

v.l.: Felix Spreen, Jugendsekretär IG Metall Münster, Giovanni Pollice, Vors. Gelbe Hand, Doro Blome-Müller, Journalistin, Rainer Schmeltzer, Arbeitsminister, Klaus Klar, Arbeitsdirektor Rheinbahn, Ali Simsir, Betriebsrat Evonik. Foto: Rheinbahn AG