Ein Anschlag auf die freiheitliche Gesellschaft

Gelbe Hand und DGB Düsseldorf gedenken am 29. Mai im Gewerkschaftshaus dem Solinger Brandanschlag vor 25 Jahren

Der Anschlag auf Familie Genç vor 25 Jahren war bis dahin die folgenschwerste rassistische Tat in der Bundesrepublik. Er wurde zum Symbol für Rassismus und Fremdenhass in Deutschland. Aus diesem Anlass haben der Düsseldorfer DGB und die Gewerkschaften, der Düsseldorfer Appell, die Vereine Mosaik e.V., der Integrationsrat und das Amt für Migration und Integration Düsseldorf gemeinsam mit der Gelben Hand in einer Veranstaltung der Opfer des Brandanschlages gedacht.

In zwei Gesprächsrunden ging es darüber hinaus um die NSU-Morde, insbesondere um den Anschlag des NSU-Trios auf die Geschäfte der türkischstämmigen Einzelhändlerin der Keupstraße in Köln. An der Gedenkveranstaltung, zu der rund 130 interessierte Gäste kamen, haben der Oberbürgermeister Thomas Geisel, die NRW-Integrationsstaatssekretärin Serap Güler, der Düsseldorfer Polizeipräsident Norbert Wesseler, die Abgeordneten Andreas Rimkus, Andreas Kossiski, die Vorsitzende der Interessensgemeinschaft Keupstrasse Meral Sahin, die Leiterin des Amtes für Migration und Integration Miriam Koch, und unsere Geschäftsführerin Dr. Klaudia Tietze teilgenommen.

In ihren bewegenden Grußworten appellierten der Oberbürgermeister Thomas Geisel und die NRW-Integrationsstaatssekretärin Serap Güler, die Kultur der wechselseitigen Anerkennung weiter zu gestalten. „Der feige Brandanschlag in Solingen zielte nicht nur auf die hier lebenden Türkeistämmigen und ihre Familien. Er zielte auch auf unseren Rechtsstaat, auf unsere freiheitliche Gesellschaft, auf unser Ethos, dass alle Menschen unabhängig von ihrer Herkunft und Religion in Frieden zusammenleben können“, sagte die NRW-Integrationsstaatssekretärin Serap Güler in ihrer Rede. An die rund 4,8 Millionen Menschen mit Migrationsgeschichte in NRW gerichtet: „Sie sollen wissen, dass dieses Land nicht nur die Heimat derjenigen ist, die hier geboren sind. Es ist genauso Heimat für jene, die im Ausland geboren wurden und nach Deutschland einwandern. Es ist nicht der Geburtsort, es ist nicht die Herkunft, die über Zugehörigkeit entscheiden, es ist das Bekenntnis zu diesem Land und zur Wertordnung des Grundgesetzes.“

Rechtsextremismusforscher Alexander Häusler von der Hochschule Düsseldorf illustrierte die Hilfslosigkeit der Politik beim Umgang mit Rechtsextremisten und Rechtspopulisten, der sich zwischen den Polen Bagatellisierung und Alarmismus bewege. Häusler warnte vor Instrumentalisierung realer politischer und sozialer Probleme. Er erinnerte daran, dass „der Brandanschlag in Solingen der traurige Höhepunkt einer Serie von rassistisch und rechtsextremmotivierten Gewalttaten Anfang der 1990er Jahre war“ und sah Parallelen zu heute in Bezug auf die hysterisch geführte Asyldebatte.

Die Vorsitzende der Interessengemeinschaft Keupstraße, Meral Sahin, berichtete anschließend über Angst und Fassungslosigkeit nach dem Anschlag am 4.Juni 2004 der NSU in der Keupstraße, sowie über die breite Solidarität der Kölner Stadtgesellschaft und über die Energie, sich einzumischen und den Alltag zu verändern.

In ihrem Schlusswort rief Dr. Klaudia Tietze alle dazu auf, stets wachsam zu sein und sich Menschenverachtung, Diskriminierung und Rassismus immer wieder in den Weg zu stellen: „Wir müssen unsere offene, vielfältige Gesellschaft, unsere Demokratie gegen die Angriffe der Rechten verteidigen!“

(Foto: Klaus Schwieca)