Bei den Internationalen Wochen gegen Rassismus vom 12. bis zum 25. März 2018 gab es ein größeres Engagement als im Vorjahr. Über 1.750 Veranstaltungen wurden der Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus, die die Aktivitäten koordiniert, bundesweit gemeldet – so viele wie noch nie. An den vielfältigen Aktivitäten zu den Aktionswochen haben über 200.000 Menschen teilgenommen.
Die Auftaktveranstaltung der Internationalen Wochen fand dieses Jahr am 12. März im Neuen Rathaus in Dresden statt. Neben dem Ministerpräsidenten Sachsens, Michael Kretschmer, sowie Benedetto Zacchiroli, Präsident der UNESCO-Städtekoalition gegen Rassismus, waren die Mitglieder des Stiftungsrates für die Internationalen Wochen gegen Rassismus, Geschäftsführer Dr. Jürgen Micksch, Claudia Roth, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestag, der ehemalige DFB-Chef Dr. Theo Zwanziger, die Schriftstellerin Jagoda Marini?, sowie unser Vorsitzender, Giovanni Pollice bei der Eröffnung vertreten. Unter dem Titel „Islamfeindlichkeit als Herausforderung der Gegenwart“ gab der Politik- und Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Kai Hafez in einem Impulsreferat einen Einblick in mögliche Ursachen für Islamfeindlichkeit in Deutschland und Sachsen. Im daran anschließenden Podiumsgespräch mit dem Dresdner Oberbürgermeister Dirk Hilbert, Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime, Prof. Dr. Kai Hafez und der muslimischen Studentin Youmna Fouad wurden diese Inhalte vertieft.
Auch die Gewerkschaften waren wieder eine treibende gesellschaftliche Kraft in diesen zwei Aktionswochen. So unterzeichneten die IG BCE und die Wohnungsgesellschaft Vivawest Dienstleistungen GmbH am 14. März im Bildungszentrum Haltern am See gemeinsam die Charta der Vielfalt. Ein symbolischer Akt und ein klares Bekenntnis, Vielfalt und Akzeptanz im Betrieb zu fördern. „Die Unternehmen bekennen sich dazu, zu sagen: Wir brauchen Vielfalt. Die Vereinbarungen führen auch zu mehr Verbindlichkeit“, erklärte Petra Reinbold-Knape, Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstands der IG BCE. Das Motto der Auftaktveranstaltung lautete „Vielfalt im Betrieb (er)leben“. Doch die Akzeptanz für Vielfalt und die Hemmschwelle für rechtspopulistische Äußerungen sinke, beobachtet das Vorstandsmitglied. Daher gelte: „Jede und jeder muss aufstehen gegen Rassismus und Rechtspopulismus und die Menschen davon überzeugen, wieder in die Mitte zu kommen.“
Ver.di veranstaltete am 21. März in ihrem Berliner Hauptsitz ein Gespräch mit Ibrahim Arslan, einem Überlebenden des rassistisch motivierten Anschlags in Mölln vor 26 Jahren. Er erzählte von der Schreckensnacht im November 1992, dem Brandanschlag auf das Wohnhaus seiner türkischstämmigen Familie in Mölln. Was Rassismus und Diskriminierung im täglichen Leben bedeuten, weiß Ibrahim Arslan seit frühester Kindheit. Heute engagiert er sich gegen Ausgrenzung und Hass. In Schulen, in Zeitzeugengesprächen, in Diskussionsrunden und auf Gedenkveranstaltungen gibt er den vielen Opfern von Rassismus und Gewalt seine Stimme. Irgendwann sei ihm nämlich klar geworden, dass sein Erlebnis auch eine Art Verpflichtung ist. „Wenn ich will, dass die Öffentlichkeit endlich mehr auf die Opfer eingeht und sich für ihre Sicht auf die Tat und die Folgen interessiert, dann muss ich mich hinausbewegen und über das Geschehene berichten.“ Auch damit Politikerinnen und Politiker verstehen, wie Hetze gegen Geflüchtete und Migranten dazu beitrage, die Hemmschwelle für rassistische Gewalttaten zu senken. Mit Debatten, ob der Islam zu Deutschland gehöre, versuchten Politiker wie Horst Seehofer Stimmen am rechten Rand zu gewinnen, so Arslan: „Eigentlich wäre es lächerlich, wenn es nicht so schlimme Auswirkungen hätte. Wir leben in einer Gesellschaft der Vielen, zu der verschiedene Religionen, Kulturen und Sprachen gehören, die zusammengenommen ein riesiger Gewinn sind!“
Um Vielfalt ging es auch bei der Veranstaltung der IG Metall - unter dem Motto „Vielfalt funktioniert“ diskutierte die Zweite Vorsitzende der IG Metall, Christiane Benner, mit dem Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann und der Schriftstellerin Jagoda Marinic im Frankfurter Main Forum am 21. März, die Chancen und Herausforderungen der Einwanderungsgesellschaft. „Unsere Gewerkschaft ist vielfältig und stark", betonte Christiane Benner am Internationalen Tag gegen Rassismus und zeigte auf der Veranstaltung Flagge: „Ausgrenzung, Spaltung und Hetze haben bei uns keinen Platz.“ Fast eine halbe Million IG Metall-Mitglieder haben einen Migrationshintergrund. „Wir leben Einheit durch Vielfalt. Wir leben Solidarität“, unterstrich Benner. Rassismus, Gewalt und Rechtsextremismus hätten in den Betrieben dagegen nichts verloren. „Indem wir zeigen, für was die IG Metall steht, graben wir den Rechten das Wasser ab. Rechtsradikale und Rechtspopulisten spalten die Beschäftigten“, betonte Christiane Benner mit Blick auf die Betriebsratswahlen.
Neben den großen Auftaktveranstaltungen haben sich über diese zwei Wochen viele Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter im Kleinen, vor Ort, in den Betrieben mit zahlreichen Aktionen für ein solidarisches Miteinander, gegen Hass und Rassismus engagiert.
Mehr Infos zu den diesjährigen Aktionswochenfindet ihr auf: http://www.internationale-wochen-gegen-rassismus.de/