Bei seiner Begrüßung auf der jährlichen Herbsttagung der Gelben Hand verdeutlichte der Vorsitzende Giovanni Pollice die Zielrichtung hinsichtlich des gesellschaftlichen Rechtsrucks: „Die Tagung soll auch dazu dienen, die Arbeit des Kumpelvereins noch effektiver auf die aktuellen Herausforderungen auszurichten: Mit welchen Methoden instrumentalisieren Rechtspopulisten das Politikfeld der Migration? Warum ist der Nährboden für Rechtspopulismus auch in der Arbeitswelt vorhanden? Wie müssen die Antworten der Gewerkschaften und des Kumpelvereins auf diesen Rechtsruck aussehen?" Diese Fragen standen während der zweitägigen Konferenz im Mittelpunkt, zu der aus ganz Deutschland rund 100 aktive Fördermitglieder sowie Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter ins IG Metall-Bildungszentrum nach Berlin gekommen waren.
Wissenschaftlichen Input gab es zunächst vom Extremismusforscher Prof. Hajo Funke (FU Berlin), der in seinem Vortrag pointiert analysierte, wie Rechtspopulisten Ängste in einer empfundenen „Abstiegsgesellschaft" schürten und daraus Wut und Gewalt erwachse. „In keinem anderen europäischen Land gibt es eine so enge Verbindung zwischen dem Rechtspopulismus und der gewalttätigen rechtsextremen Szene", erläuterte der Professor und forderte eine soziale, „linke" Alternative als Gegenmodell zu den Rechten.
Konzentrierte sich Funke noch auf „die Schlechten", befasste sich Dr. Karakayali (Humboldt-Universität Berlin) in seinem Vortrag mit den „Guten" - nämlich mit dem solidarischen Engagement in der Flüchtlingshilfe, in der rund 10 % der Bevölkerung aktiv mitwirken. „Das ist eine Art der stillen Politik", befand der Soziologe.
In drei Foren konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer anschließend ihre Erfahrungen in der Antirassismusarbeit einbringen und sich austauschen.
Den zweiten Tag der Konferenz eröffnete Prof. Küpper (Hochschule Niederrhein), die seit Jahren zu rechtsextremen Einstellungen in der Bevölkerung forscht. In gewohnt launiger Manier veranschaulichte sie die ausgrenzende Wirkweise von Vorurteilen und Stereotypen in der Gesellschaft und appellierte an die Aktiven: „Wenn einer ein rechtsextremes Weltbild hat, an den komme ich nicht mehr ran, aber alle, die irgendwie unsicher sind, die müsst ihr überzeugen. Leidenschaftlich, laut und solidarisch!"
Diesen Appell konnten sie direkt angehen – in einem World Cafè sollten die Aktiven ihre Ideen einbringen, wie der Kumpelverein die Herausforderungen zukünftig gestalten könne. Herausgekommen sind zahlreiche gute Vorschläge, sie reichten von mehr regionaler Vernetzung über neue Formen der Jugendaktivitäten in der Bildungs- und der Öffentlichkeitsarbeit.
In ihrem Schlusswort appellierte die Geschäftsführerin des Kumpelvereins Dr. Klaudia Tietze an die Kolleginnen und Kollegen, sich für eine Atmosphäre von Respekt und Gleichwertigkeit in Betrieb und Gesellschaft einzusetzen. Insgesamt ging ein klare Botschaft von der Tagung aus: Die Aktiven wollen gemeinsam mit dem Kumpelverein den Kampf gegen Rassismus im nächsten Jahr noch vernetzter, noch lauter vorantreiben.