Geschichte der Gewerkschaften in acht Akten

Memo-Zug am 1. Mai in Aachen erinnert an geschichtsträchtige Ereignisse

Am 1. Mai 1886 auf dem Haymarket in Chicago wurden Arbeiterproteste blutig niedergeschlagen. Drei Jahre später wurde das Datum in Gedenken an das Massaker zum „Kampftag der internationalen Arbeiterbewegung“ ausgerufen. Seitdem ist viel passiert: In acht Stationen erinnerte der DGB in Aachen an die Meilensteine der Arbeiterbewegung. Ausgehend vom Haymarket-Massaker über die Einführung des Allgemeinen Frauenwahlrechts 1919, der Neugründung des (F)DGB 1945 in Aachen bis zum Mindestlohn 2015 ließen die Kolleginnen und Kollegen in Form von szenischen Theaterdarbietungen die Geschichte wieder lebendig werden. Bei der dritten Etappe wurde der Widerstand im Nationalsozialismus der Aachener Arbeiterinnen und Arbeiter aufgegriffen, die im Jahr 1933 den Nationalsozialisten – trotz des Klimas der Angst und der Unterdrückung – den Zugang zu ihrem Stadtviertel verwehrten.

Der DGB-Geschäftsführer für die Region Süd-West, Ralf Woelk, versteht dies als historische Lehre für das Hier und Jetzt: „Die Gewerkschaftsbewegung hat in ihrer Geschichte bittere Erfahrungen mit dem Faschismus gemacht. Die Lehren aus Zerschlagung und Verfolgung sind für uns historischer Auftrag, auch heute engagiert im Kampf gegen Rassismus und Nationalismus ganz vorne mit dabei zu sein.“ Auch das Jahr 1972 wurde als Meilenstein der Gewerkschaftsbewegung gefeiert: Die damalige Novelle des Betriebsverfassungsgesetzes ermöglichte es erstmals, das betriebliche Mitbestimmungsrecht auf die zugewanderten Kolleginnen und Kollegen auszuweiten. Die diskriminierende Trennung im Betrieb zwischen ausländischen und inländischen Arbeiterinnen und Arbeitern hatte in Sachen Mitbestimmung ein Ende. Durch eine Show-Präsentation konnten die Besucherinnen und Besucher der Mai-Kundgebung diese Errungenschaft noch einmal miterleben.

An der Veranstaltung auf dem Aachener Markt nahmen rund 3.500 Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter teil. Es war die landeszentrale Kundgebung des DGB NRW. Dort sprachen der Vorsitzende, Andreas Meyer-Lauber, und die Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen, Hannelore Kraft.

Foto: Nicole Tania Cabral do Ó Hartmann