"Glückauf und Ugur ola – türkische Kumpel zwischen Zonguldak und Ruhrgebiet“

Ausstellung in Bochum

Mit dem Abschluss des Anwerbeabkommens am 30.10.1961 begann ein neues, bis heute andauerndes Kapitel des deutsch-türkischen Miteinanders in der Bundesrepublik. Einen wichtigen Teil dieser Geschichte stellt die neue Kabinettausstellung „Glückauf und Ugur ola – türkische Kumpel zwischen Zonguldak und Ruhrgebiet“ im Deutschen Bergbau-Museum vor.

Sie zeigt, dass sich besonders zwischen den Steinkohlenrevieren beider Länder eine bemerkenswerte Verbindung entwickelte: Zahlreiche türkische Bergleute und Berglehrlinge kamen aus der Region um die Stadt Zonguldak an der Schwarzmeerküste zur Arbeit und Ausbildung auf die Zechen im Ruhrgebiet. Gezielt warben die deutschen Bergbaugesellschaften bzw. die Ruhrkohle AG von dort diejenigen Bergleute an, deren Fachkenntnisse beim Kohlenabbau in komplizierten Lagerungsverhältnissen auch im Ruhrgebiet nützlich waren. Unter den ausländischen Beschäftigten der Ruhrgebietszechen waren die türkeistämmigen Bergleute ab den 1970er Jahren die größte Gruppe, auf einigen Schachtanlagen wie Consolidation und Hugo in Gelsenkirchen machten sie in den 1980er Jahren sogar 40% der Untertagebelegschaft aus. Viele von ihnen leben heute noch mit ihren Familien hier, während andere in ihre Heimat zurückgekehrt sind. Ihre „Deutschlandgeschichten“ (Almanya hikâyelri) und die Erinnerungen deutscher Bergleute an den Arbeitsalltag mit den türkischen Kumpeln verbinden die beiden Steinkohlenzentren.

Die Lebenserinnerungen dieser ehemaligen Bergleute, ihrer Ehefrauen und ihrer deutschen Kollegen bilden das Herzstück der Ausstellung. 17 ZeitzeugInnen haben ihre eigenen Geschichten erzählt und private Fotos und Dokumente zur Verfügung gestellt. Diese persönlichen Erinnerungsstücke werden ergänzt durch Bilder und Schriftstücke aus dem Montanhistorischen Dokumentationszentrum (montan.dok) und dem Archiv für soziale Bewegungen/Haus der Geschichte des Ruhrgebiets. An einer Hörstation können die BesucherInnen Innen Geschichten abrufen, die auf den lebensgeschichtlichen Interviews basieren und authentische Eindrücke von der Lebenswelt der Bergleute vermitteln. Eine Rauminszenierung gibt eine Vorstellung vom Leben im Wohnheim und der Arbeit auf der Zeche.

Die Verbindung, die durch die Lebenswege der Bergleute zwischen Zonguldak und dem Ruhrgebiet entstand, hat sich bis heute auch auf einer anderen Ebene erhalten: Drei der türkeistämmigen Interviewten haben an der heutigen Technischen Fachhochschule Georg Agricola (TFH) in Bochum studiert, einer von ihnen ist nach Zonguldak zurückgekehrt. Deshalb gibt die Ausstellung auch Einblick n den seit einigen Jahren bestehenden intensiven Austausch zwischen den Studierenden und WissenschaftlerInnen dieser Fachhochschule und der Bülent Ecevit Universität in Zonguldak. Die BesucherInnen sind aufgefordert, ihre eigenen Gedanken oder Geschichten im Ausstellungsbuch zu hinterlassen. Der partizipative Ansatz steckt somit nicht nur in den Beiträgen der Interviewpartner, sondern auch in dieser Möglichkeit, die Ausstellung durch die eigene Sicht der Dinge zu ergänzen. Um möglichst vielen BesucherInnen die Beschäftigung mit der Ausstellung zu erleichtern, wurde sie zweisprachig gestaltet, auf Deutsch und Türkisch.

Die Ausstellung ist eine Kooperation des Deutschen Bergbau-Museums Bochum mit IFAK e. V. – Verein für multikulturelle Kinder- und Jugendhilfe – Migrationsarbeit. Die Recherchen zur Ausstellung unterstützte der Zonguldak Kultur- und Solidaritätsverein e. V. aus Gelsenkirchen.

Die Ausstellung kann bis zum 12. April 2015 besichtigt werden.

Adresse:
Deutsches Bergbau-Museum
Am Bergbaumuseum 28
(Eingang Europaplatz)
44791 Bochum

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