Hass und Gewalt entgegentreten

Kommentar der GEW-Vorsitzenden Marlis Tepe zum Mord am französischen Lehrerkollegen Samuel Paty

Am 16. Oktober wurde in Frankreich der Lehrer Samuel Paty Opfer eines islamistischen Terrorakts, nachdem er im Unterricht zum Thema „Meinungsfreiheit“ Mohammed-Karikaturen gezeigt hatte. Ein 18-jähriger Attentäter tötete den Lehrer, nachdem er über das Internet davon erfahren hatte. Die deutsche Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) gedachte in einer Hauptvorstandssitzung des ermordeten Lehrerkollegen, bekundete der französischen Schwestergewerkschaft Solidarität und verurteilte den furchtbaren Mord.

Nun äußert sich die Vorsitzende Marlis Tepe in einem Kommentar. Sie spricht über die Gefahr der Radikalisierung von Jugendlichen, die auch über das Internet geschehe, und fordert auch im Bildungswesen jeder Form von Hass und Gewalt entschieden entgegenzutreten. Der Mord an Paty hinterlasse, so Tepe, viele Fragen: „Wie konnte ein 18-Jähriger, der im Alter von fünf Jahren nach Frankreich gekommen war, zum Dschihadisten werden? Wie kann der Radikalisierung junger Menschen begegnet werden? Wie kann dem politischen Islamismus der Nährboden entzogen werden? Wie verhindern wir, dass die Angst vor islamistischem Terror zu Vorurteilen gegenüber Muslim*innen an sich wird?“ Marlis Tepe zitiert als eine Antwort auf die Fragen den Journalisten Heribert Prantl. Der nannte in seiner Kolumne in der „Süddeutschen Zeitung“ folgende Ursachen für Radikalisierung: Arbeitslosigkeit, Abwertung, Armut. All dies könne zu Hass führen. Die GEW-Vorsitzende beobachtet diese negative Entwicklung in ganz Europa, sie führt dabei auch die Morde in Hanau und den Mord an Walter Lübcke an. Denn auch hier sei Hass die Grundlage gewesen: „Die Spaltung der Gesellschaft nimmt zu. Das gilt nicht nur für Frankreich, sondern für viele Gesellschaften.“

Im Bildungswesen gelte es daher, Haltung für ein demokratisches Miteinander zu zeigen, so Tepe: „Wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen. Auch die AfD-Portale, über die Lehrkräfte denunziert werden sollen, wollten Angst machen: Das haben sie nicht geschafft. Solidarität und Zusammenhalt sind unsere Stärke. Wenn Lehrkräfte bedroht oder unter Druck gesetzt werden, müssen sie sich darüber austauschen. Wir brauchen starke Schulleitungen, einen guten kollegialen Zusammenhalt – und nicht zuletzt mutige Gewerkschaften! Wir müssen die Unterstützung von Expert*innen aus der Zivilgesellschaft annehmen und den Dialog fördern. Miteinander zu feiern und zu essen, gehört zum Zusammenleben. Die Pandemie macht das zurzeit schwierig. Aber gerade im Winter brauchen wir Hoffnung und Zuversicht. Stellen wir sie Hass und Gewalt entgegen.“

Der Kommentar in voller Länge.