Jugend für Vielfalt – kein Platz für Rassismus!

Preisverleihung des Wettbewerbs „Die Gelbe Hand 2018/2019“ in Dresden

„Rassismus ist und bleibt Scheiße – genau das wollten wir zeigen.“ Prägnant auf den Punkt brachte es Tom Sakschewsky, Mitglied im IG BCE Bezirksjugendausschuss Dresden-Chemnitz, als er das Video-Projekt vorstellte, das auf der Preisverleihung des bundesweiten Jugendwettbewerbs „Die Gelbe Hand“ den Sonderpreis der DGB Jugend Sachsen erhielt. Dies war eines von sechs prämierten Projekten, die am 18. März in der sächsischen Staatskanzlei in Dresden vorrund 100 Gästen aus Politik, Gewerkschaft und Zivilgesellschaft ausgezeichnet wurden. Die Schirmherrschaft über den Wettbewerb, bei dem jedes Jahr Jugendliche aufgerufen sind, sich gegen Rassismus zu engagieren, übernahmen der Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, Michael Kretschmer, und die ehemalige Vorsitzende der Gewerkschaft NGG (Nahrung-Genuss-Gaststätten), Michaela Rosenberger.

Bevor die Preisübergabe begann, hielt die DDR Bürgerrechtlerin Freya Klier einen Vortrag zum Leben in einer Diktatur. Anschaulich zeigte sie, wie individuelle Freiheit sich dem Kollektiv unterzuordnen habe, wie alles, was von der „Norm“ abwich, bestraft wurde. Klier sah Kontinuitäten des Rechtsextremismus auch in der DDR, der sich dann nach der Wende Bahn brach. Angesichts von Pegida und dem Erstarken der Rechten sei auch heute das demokratische Wertesystem keine Selbstverständlichkeit: „Solidarität und Zivilcourage sind eine tägliche Aufgabe.“

Ähnlich sah dies auch Ministerpräsident Kretschmer in seinem Grußwort: „Es ist wichtig, dass wir uns alle tagtäglich gemeinsam für ein gutes Miteinander und Zusammenhalt einsetzen. Für Fremdenfeindlichkeit und Rassismus darf kein Platz in unserer Gesellschaft sein. Der Wettbewerb ‚Die Gelbe Hand‘ unterstützt diese Ziele und fördert die aktive Auseinandersetzung junger Menschen mit diesen Themen am Arbeitsplatz.“ Michaela Rosenberger, ehemalige Vorsitzende der NGG, bekräftigte aus gewerkschaftlicher Perspektive: „Als Gewerkschaften leisten wir unseren Beitrag in den Betrieben im Kampf für gleiche Arbeitsbedingungen und gegen Diskriminierung in der Arbeitswelt. Es macht Mut zu sehen, wie viele Beiträge eingereicht und prämiert wurden. Es zeigt, dass junge Menschen die freie und offene Gesellschaft und die Vielfalt am Arbeitsplatz verteidigen!“

Den 1. Preis erhielten die Auszubildenden Esra Güven, Kimberly Mager und Julian Neuss der Deutschen Post AG in Neuss mit ihrer Präsentation „Hier stört anders sein nicht“. Dabei zeigen sie, welche Stationen ein Brief durchlaufen muss und wie viele Menschen unterschiedlicher Herkunft daran beteiligt sind. Damit senden die Azubis eine klare Botschaft: Vielfalt ist eine Stärke im Betrieb und Rassismus hat dort nichts zu suchen. Laudator war Ministerpräsident Michael Kretschmer, der auch die Laudatio für den Sonderpreis Sachsen hielt. Diesen bekamen die Schülerinnen und Schüler des Beruflichen Schulzentrums Wurzen für ihren internationalen Austausch mit Schulen aus Litauen und Norwegen und der Beschäftigung mit der NS-Zeit im Projekt „Gemeinsame Geschichte und gemeinsame Zukunft in Europa“.

Der 2. Preis ging an die Berufsschulklasse der BBS Technik Cloppenburg. In einem selbstgedrehten Video machen sie auf Diskriminierungssituationen im Alltag aufmerksam. Der 3. Preis wurde an die Maler- und Lackierer-Azubis der Eugen-Reintjes-Schule Hameln vergeben für ihre Collage „UnsereNationalität? – Mensch!“. Für beide Preise hielt Michaela Rosenberger die Laudatio.

Der Sonderpreis der DGB Jugend Nordrhein-Westfalen ging an die DGB Hochschulgruppe Hochschule Rhein-Waal Kleve und Kamp-Lintfort für ihre Aktionswoche #BeVocal, bei der Rassismus an der Hochschule thematisiert wird. Laudator war Fabian Kuntke, DGB Jugendbildungsreferent Niederrhein: „Diskriminierung und Alltagsrassismus sind ernstzunehmende Probleme. Durch die Aktionswoche soll Rassismus sichtbar gemacht und dafür sensibilisiert werden.“

Der Sonderpreis DGB Jugend Sachsen ging an den Bezirksjugendausschuss Dresden-Chemnitz (BJA) der IG BCE Jugend. In ihrem Videosketch stellen sie einen Alltagsdialog im Pausenraum dar, in dem sie menschenfeindlichen Äußerungen gegen Geflüchtete entgegentreten. Marlen Schröder, Bezirksjugendsekretärin des DGB Sachsen, sprach die Laudatio: „Der Video sketch regt zum Nachdenken an. Die couragierte Gegenreaktion macht Mut und stärkt die Solidarität,die der Klebstoff für ein demokratisches Miteinander ist.“

Die Preise wurden jeweils von Schirmfrau und-herr, sowie von den Laudatorinnen und Laudatoren gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Kumpelvereins, Giovanni Pollice, überreicht. Er lobte den Einsatz der Jugend für Demokratie und Vielfalt: „Die Rechten stellen eine ernste Bedrohung für unser demokratisches und soziales Gemeinwesen in Deutschland und Europa dar. Wir Demokratinnen und Demokraten brauchen ein gerades Kreuz. Nicht wegschauen, sondern handeln und sich einmischen! Wir dürfen nicht zulassen, dass Rechtsextreme und Rassisten unser Land erneut kaputtmachen! Das Engagement der Jugend macht dabei Mut!“

Engagiert zeigten sich die Jugendlichen auch in der abschließenden Diskussionsrunde mit Ministerpräsident Kretschmer, der sich den kritischen Fragen zur Integration von Geflüchteten und Rechtsextremismus in Sachsen stellte.

In ihrem Schlusswort verwies die Geschäftsführerin Dr. Klaudia Tietze auf Werte der Vielfalt und Solidarität, die es zu verteidigen gelte. Das Engagement der Preisträgerinnen und Preisträger sei dabei „das Fundament unserer Demokratie“.

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