Leben in Vielfalt vermitteln

Herbsttagung des Kumpelvereins 2015 in der IG BAU-Bildungsstätte Steinbach

„Leben in Vielfalt vermitteln. Menschenverachtenden Weltbildern entgegentreten“ lautete das Motto der diesjährigen Herbsttagung des Kumpelvereins, die nunmehr schon zum vierten Mal organisiert wurde. „Da kann man ja schon von Tradition sprechen“, erklärte der Vorsitzende Giovanni Pollice daher augenzwinkernd in seinem Grußwort. Rund 50 Kolleginnen und Kollegen, darunter aktive Fördermitglieder der „Gelben Hand“ und Gewerkschaftsfunktionäre kamen am Wochenende vom 16./17. Oktober in der Bildungsstätte der IG BAU im hessischen Steinbach zusammen, um Erfahrungen auszutauschen sowie Strategien gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus zu entwickeln.

Erfreulich war dabei auch die Anwesenheit von Carsten Burckhardt, Vorstandsmitglied der IG BAU. Die Begrüßung übernahmen Giovanni Pollice, sowie der stellvertretende Vorsitzende, Holger Vermeer, Regionalleiter der IG BAU Rheinland. Pollice betonte die Wichtigkeit einer solchen Fachtagung angesichts der zunehmenden rassistischen Tendenzen in der Gesellschaft. Vermeer ging in diesem Zusammenhang auch auf diskriminierende Missstände und Ausbeutung zugewanderter Arbeiterinnen und Arbeiter in der Baubranche ein, was es zu bekämpfen gelte.

In ihrem wissenschaftlichen Vortrag befasste sich Prof. Messerschmidt (TU Darmstadt) im Anschluss mit den Ursprüngen und Ausformungen rassistischen Denkens und analysierte, warum die „Sehnsucht nach Eindeutigkeit“ immer mit der Abwertung anderer Gruppen einhergehe. „Was wir erleben bei Bewegungen wie Pegida ist keine Angst vor – sondern eine Wut auf die Vielfalt“, unterstrich die Professorin in aller Deutlichkeit. In der anschließenden, sehr offenen Diskussion erörterten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gesellschaftliche und gewerkschaftliche Handlungsstrategien gegen Rassismus.

Am Folgetag beschäftigten sich die Kolleginnen und Kollegen in drei Workshops mit menschenverachtenden Ideologien unterschiedlicher Denkströmungen. Die Themenfelder waren der Rechtsextremismus im Fußball, die extremen islamistischen Ausformungen des Salafismus, aber auch antimuslimischer Rassismus sowie die „neuen“ rechtspopulistischen Protestformen von Pegida bis AfD. Nach einer Abschlussrunde mit den Moderatoren der drei Workshops wurde deutlich, dass Suche nach (nationaler) Identität und Gemeinschaft, gepaart mit Perspektivlosigkeit, Gründe für Radikalisierungen jeder Art sein können. Gerade deswegen brauche es ein positives, integratives gesellschaftliches Gegenmodell sowie das Engagement eines jeden Demokraten gegen menschenverachtende Ideologien und Rassismus. Es war ein starkes Signal, welches von der Tagung der „Gelben Hand“ ausging.