Am 30. November fand in Berlin eine gemeinsame Tagung des DGB und der Friedrich-Ebert-Stiftung statt, in deren Mittelpunkt die Frage stand, wie angesichts der aktuellen Herausforderungen die Einwanderungsgesellschaft gestaltet werden kann und welche Rolle die Gewerkschaften und die Betriebe für die Integration spielen können.
Nach der Begrüßung von Günther Schultze, Leiter des Gesprächskreises Migration der FES, ging Annelie Buntenbach, DGB- Bundesvorstandsmitglied, mit Blick auf zunehmende rechtspopulistische Tendenzen auf die Schieflage in der Wahrnehmung von sozialen Konflikten ein, die den Zusammenhalt in der Einwanderungsgesellschaft gefährden. „Oftmals werden die sozialen Konflikte ethnisiert. Wir müssen klare Kante zeigen, gegen die völkisch-rassistischen Positionen der AfD und das Agenda-Setting nicht mitmachen, sondern unsere Themen setzen: Gerechtigkeit und Solidarität“, forderte Buntenbach.
Der bekannte Migrationsforscher Mark Terkessidis stellte im Anschluss seine Ideen zu einem „Vielfaltsplan“ vor. Terkessidis geht es um einen Perspektivwechsel, der in jeder Institution, in jedem Betrieb, Vielfalt als Chance und Ressource begreift. „Migration ist kein Randthema!“, appellierte der Migrationsexperte. Dass diese Botschaft bei der IG Metall gelebt wird, zeigten die Daten, die Dr. Fessum Ghirmazion, IG Metall-Gewerkschaftssekretär im Bereich Zielgruppen und Gleichberechtigung, vorstellte. Laut einer Studie der IG Metall hat rund ein Viertel der IG Metall-Mitglieder im Betrieb einen Migrationshintergrund, bei den Betriebsräten sind es 32%. „Das zeigt: Mitbestimmung und gewerkschaftliches Engagement sind ein Motor der Integration und Teilhabe“, unterstrich Ghirmazion. Eine These, die auch der Gewerkschaftsforscher Prof. Dietrich Thränhardt von der Universität Münster im historischen Verlauf von den „Gastarbeitern“ bis heute belegen konnte.
Um von der Theorie zur Praxis zu kommen, stellten dann unter der Moderation des Redakteurs des Gelbe-Hand-Magazins „Aktiv für Chancengleichheit“, Marco Jelic, Betriebe ihr Engagement im Bereich der Integration von Flüchtlingen vor, um zu veranschaulichen, wie Maßnahmen konkret umgesetzt werden können. In der abschließenden Podiumsdiskussion, an der neben Annelie Buntenbach unter anderem auch der Bundestagsabgeordnete Karamba Diaby teilnahm, hielten die Diskutanten fest, dass Zusammenhalt in einer vielfältigen, sich wandelnden Lebens- und Arbeitswelt eine starke soziale Basis, gute Arbeit und soziale Sicherheit, sowie mehr Chancengleichheit und Teilhabe braucht, um so der Spaltung von rechts entgegenzuwirken.