„Ich erlebe das fast jeden Tag – in der Straßenbahn oder auf dem Fußballplatz. Man wird beleidigt oder blöd angeguckt. Wenn ich am Handy spreche, sagen danach irgendwelche Leute zu mir: Du sprichst aber gut deutsch. Dabei bin ich hier geboren und aufgewachsen“, erzählte Joko. Diskriminierungserfahrungen gehören für ihn als schwarzen Deutschen zum Alltag. Ausführlich und sehr eindrücklich berichtete der Jugendliche darüber im Rahmen eines Workshops der Gelben Hand, den Marco Jelic, Gelbe Hand-Redakteur und Referent, am 5. Juli am Berufskolleg in Bonn-Duisdorf einen Vormittag lang gestaltete. Die rund 20 Jugendlichen zwischen 16 und 18 Jahren hörten interessiert zu, manche nickten, manche schienen fast verwundert, dass einem schwarzen Jungen in Deutschland im Jahr 2019 solche Dinge widerfahren.
„Rassismus und Rechtextremismus bekämpfen – Demokratische Werte verteidigen“ lautete das Thema, zu dem Marco Jelic referierte. Es war die Initiative der Sozialarbeiterin Christina Fassbender, die Gelbe Hand an die Berufsschule zu holen. Ihrer Ansicht nach kommt politische Bildung im Berufsschulalltag oft zu kurz: „Gerade in heutigen Zeit, in der Rechtsextremismus und Nationalismus erstarken, war es mir wichtig, dass die Schüler*innen sich damit beschäftigen und merken, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, in einer demokratischen, offenen Gesellschaft zu leben, sondern dass man Demokratie auch verteidigen muss. Die Klasse ist bunt gemischt, Vielfalt ist für die Schüler*innen oftmals eine Normalität. Das wird aber nicht von allen Menschen in Deutschland so gesehen. Die Gelbe Hand vermittelt demokratische Werte und klärt über rechte Tendenzen auf. Das scheint heute notwendiger denn je!“ Nach der anfänglichen Frage, was Rassismus im Kern sei und wie er sich in der Gesellschaft äußere, ging es anschließend um aktuelle Entwicklungen in er rechtsextremen Szene, insbesondere auch um die rechtsextreme Jugendgruppe der Identitären Bewegung, deren ideologischer Hintergrund sowie Strategien in sozialen Medien beleuchtet wurden. Gemeinsam in Gruppenarbeiten erarbeiteten die Jugendlichen Lösungsansätze, was man im konkreten Fall tun könne, wenn es zu Aktionen der IB an der Schule käme. „Die Neue Rechte will eines nicht: Eine Vermischung der Kulturen. Sie will die Bewahrung einer für sie homogenen „Kultur“. Dabei negieren diese Menschen, dass Kulturen schon immer dynamisch, schon immer vielfältig waren, sich verändert haben. Doch sie bekämpfen jede Form der Migration und wenden sich insbesondere gegen eine angebliche ‚Islamisierung‘“, erklärte Jelic. „Aber wo soll ich hin, wenn die an die Macht kommen, was passiert dann mit mir? Mit all den Menschen mit Migrationshintergrund?“, fragte Joko zum Abschluss. Das könne letztlich niemand mit Gewissheit sagen, daher gelte es, zu verhindern, dass solche Gruppen stärker werden, so Jelic: „Deswegen ist es wichtig, dass viele Menschen, so wie die Gelbe Hand, für Demokratie, Vielfalt und Menschenrechte einstehen.“