3. Preis
Comic-Projekt „Muscha"
Jasmin, Philipp, Jessica, Jonas und Kim, eine Gruppe aus jungen Gewerkschafter*innen, Schüler*innen und Auszubildenden aus Halle (Saale)
Jasmin, Philipp, Jessica, Jonas und Kim, eine Gruppe aus jungen Gewerkschafter*innen, Schüler*innen und Auszubildenden aus Halle (Saale) arbeitet in ihrer Freizeit als Projektgruppe gegen Rassismus, Antiziganismus und Antisemitismus. Bei einer ihrer Recherchen stießen sie auf das Schicksal des Sinti-Jungen Josef „Muscha“ Müller aus Halle, der 1944 unter den Nazis mit zwölf Jahren zwangssterilisiert wurde. Seine Geschichte haben sie als Comic gezeichnet, um darüber bei Unterrichtsbesuchen mit Schüler*innen ins Gespräch zu kommen. „Mit unseren Arbeiten versuchen wir in unserer Sprache und mit unseren Möglichkeiten alle Jugendlichen aus unserer Stadt zu erreichen, besonders in den Schulen. Wir recherchieren viel zum Thema und versuchen immer den regionalen Bezug zu finden,“ berichtet die Gruppe und fügt hinzu „Wir zeichnen Comics um unseren Altersgenossen einen leichteren Zugang zum Thema Rassismus, Antiziganismus und Antisemitismus zu schaffen.“ Der Comic liegt auch zur Mitnahme in der Gedenkstätte „Roter Ochse" aus und bereichert die Bestände der Bibliothek des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg.
Begründung der Jury
Jasmin, Philipp, Jessica, Jonas und Kim, eine Gruppe aus jungen Gewerkschafter*innen, Schüler*innen und Auszubildenden aus Halle (Saale) erstellten einen zweiteiligen, 147 Seiten umfassenden Comic. Er erzählt die Lebensgeschichte von Josef Muscha Müller, in Anlehnung an seine Autobiografie. Die Jury überzeugte die intensive Auseinandersetzung der Gruppe mit dem tragischen Schicksal von „Muscha“ in Form eines Comics, die nachhaltige Einbettung der Bildgeschichte als ergänzendes (junge Zielgruppen ansprechendes) Material zur Präventionsarbeit im Unterricht sowie die Fokussierung der Gruppe auf einen bisher eher unbeachteten Aspekt lokaler Stadtgeschichte.
„Muschas“ Schicksal ist, aufgrund seiner Abstammung aus einer Sinti-Familie, geprägt von Ausgrenzung, Demütigung und Misshandlung, vor allem während der NS-Zeit. Dank der Hilfe von Widerstandkämpfer*innen kann er das Unrechtsregime überleben. Die gemachten, traumatischen Erfahrungen in der Kindheit, die an ihm erfolgte Zwangsterilisation und diskriminierende Umgang durch Institutionen mit ihm nach 1945 haben Einfluss auf sein ganzes Leben.
Insgesamt erlaubt der Comic und die ausdrucksstark gezeichneten Bilder eine intensive Begegnung mit dem Schicksal von „Muscha“. Die Bilder transportieren Gefühle und machen Geschehnisse greifbar. So eröffnet die Bildgeschichte auf ganz besondere Weise ein intensives Nachdenken über Verfolgung, Rassismus und Diskriminierung von Minderheiten.