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„Lieber solidarisch als solide arisch“ – ein Projekt der Berufsschulklasse der Kaufmännischen Schulen in Düren

Lieber solidarisch als solide arisch“ hat die zwölfköpfige Berufsschulklasse der Kaufmännischen Schulen in Düren ihr Projekt überschrieben. Verschiedene Texte zum Thema hat sie auf ihre Website gestellt, auch die Ergebnisse einer Umfrage, die sie in der Dürener Innenstadt durchgeführt hat. Mit dem Projekt soll ein Beitrag geleistet werden, im Internet Gegenpositionen zu rechtsextremen Inhalten zu stärken und über den zunehmenden Rechtsextremismus aufzuklären.

Aufklärung ist ohne Zweifel nötig – das hat nicht zuletzt die Umfrage bewiesen, die in das Projekt integriert worden ist. Sie sollte Ansichten über Ursachen und Erscheinungsformen von Rechtsextremismus und Rassismus in Deutschland ermitteln sowie Ideen für Gegenstrategien erfragen. Meistens haben sie eine Glatze, lautet der Umfrage zufolge eine verbreitete Meinung über Rechtsextremisten. Nur einer der Befragten, der selbst Sympathien für extrem rechte Positionen hegt, wusste: Vom Hinsehen kann man Rechtsradikale nicht unbedingt erkennen. Viele äußerten Gleichgültigkeit, bedauert der 21-jährige Stephan Plum, der das Projekt mitorganisiert hat: Ich bin der Meinung, dass viel mehr getan werden sollte, um auch diejenigen umzustimmen, denen das Thema egal ist.

Zu diesem Zweck haben die Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs Düren viel Wissenswertes auf der übersichtlichen Website versammelt, die sie zur Aufklärung über die extreme Rechte entworfen haben. Neben einem Bericht über ihre Umfrage haben sie im Internet Informationen über Erscheinungsformen des Rechtsextremismus und Sprachcodes seiner Anhänger eingestellt. Kleidermarken und Symbole werden aufgeführt, die in der extremen Rechten verbreitet sind: Die Marke Lonsdale oder das Eiserne Kreuz. Auch wenig bekannte Symbole werden erklärt. Die Zahl 74 etwa hat in der Szene eine besondere Bedeutung – sie steht für die Buchstaben G (siebter Buchstabe des Alfabets) und D (vierter Buchstabe) und gilt als Abkürzung für das Wort Groß-Deutschland.

Dabei bleiben die Dürener Auszubildenden nicht in der einfachen Beschreibung rechtsextremer Gewalt stecken. Die Medienberichte, die sie in einer eigenen Rubrik zusammengestellt haben, gehen gesellschaftlich in die Tiefe. Berichte über einen Staatsanwalt und einem Amtsrichter sind dort zu lesen, denen Strafvereitelung im Amt vorgeworfen wird, weil sie ein Verfahren gegen mutmaßliche Neonazis eingestellt haben. Über Massen-SPAM wird informiert, die bundesweit die Computer-Bildschirme überflutet. Auch erfährt man, dass gewaltbereite Rechtsextreme in einer brandenburgischen Security-Firma mit der Bewachung eines Asylbewerberheims Geld verdienen konnten. Rechtsextremismus ist nicht auf eine Gegend oder einen kleinen Teil der Gesellschaft beschränkt, sagt Stephan Plum: Rechtsextremismus ist immer und überall vorzufinden.

Nicht zuletzt bietet die Website des Dürener Projekts Anregungen für eigenes Engagement gegen Rechts. Man erfährt, wie sich eine kleine schwäbische Gemeinde gegen einen rechtsextremen Versandhandel zur Wehr setzt, man erhält Informationen, wo und wie mögliche Opfer fremdenfeindlicher Gewalt sich Rat und Hilfe holen können. Nur gemeinsam kann man gegen Rechts wirksam vorgehen, das vermittelt das prämierte Internetprojekt recht deutlich. Solidarität ist also gefragt, und daher lautet auch das Motto der Website: Solidarisch: Wenn diejenigen, die es sich leisten können, denen helfen, die es nicht alleine schaffen.

Anmerkung: die Webseite ist nicht mehr online.