3. Preis

„Ohne mich!“ – ein Projekt der Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs Vera Beckers in Krefeld

Analyse und Aufklärung verbindet das Projekt „Ohne mich!“ eines Psychologiekurses am Krefelder Berufskolleg Vera Beckers auf exemplarische Weise. Mit einer Umfrage sollen rechte Tendenzen an der eigenen Schule erkannt werden; danach gilt es, sie mit geeigneten Mitteln ins allgemeine Bewusstsein zu heben. Auch über Maßnahmen zum Gegensteuern haben sich die Schülerinnen und Schüler des Psychologiekurses Gedanken gemacht. Nicht zuletzt ist das gesamte Konzept im Internet veröffentlicht auf einer Website, die stets ergänzt werden soll, aber schon jetzt zum Nachlesen und Nachdenken anregt.

Sehr systematisch sind das Projekt und die Internetpräsenz aufgebaut. „Worum geht's?“, fragen die Initiatorinnen und Initiatoren und antworten: Um das Erstarken des Rechtsextremismus. „Das hat uns auf die Idee gebracht“, erfährt man auf der Website, „die rechtsextremen Einstellungen der Schüler unseres Berufskollegs (...) mittels einer Fragebogenerhebung aufzudecken und den Schülerinnen bewusst zu machen.“ Denn angesichts der Verbreitung rechter Ansichten im politischen und medialen Diskurs werden solche Einstellungen kaum noch erkannt, sagt Kornelia Bleidorn, die Leiterin des Psychologiekurses: „Wir merken gar nicht mehr, dass auch bei uns rechte Weltbilder vorhanden sind.“

Für die Erhebung hat der Psychologiekurs einen umfassenden Fragebogen erarbeitet. Sorgfältig ist er erstellt worden, er umfasst auch Aspekte, die gerne übersehen werden. Neben Gewaltakzeptanz und Fremdenfeindlichkeit wird auch überprüft, wie diejenigen, die den Bogen beantworten, zur Ideologie der Ungleichheit stehen. „Die Ideologie der Ungleichheit betrifft auch Unterschiede zwischen den Geschlechtern“, sagt Kornelia Bleidorn: Sexismus bzw. die ungleiche Behandlung von Männern und Frauen taucht im Fragebogen als wichtiges Merkmal auf.

Ziel muss es sein, „rechtsextreme Tendenzen nicht nur nachzuweisen, sondern auch bewusst zu machen und gegenzusteuern“, liest man auf der Projekt-Website - „getreu nach dem Motto: 'Erkenntnis ist der erste Weg zur Besserung.'“ Die Ergebnisse der Umfrage - 750 Fragebögen wurden verteilt - sollen daher für sämtliche Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs zugänglich gemacht werden, etwa mit einer Ausstellung. Das weckt Bewusstsein für rechtsextreme Tendenzen und wirkt Vorurteilen entgegen. Der partizipatorische Charakter des Projekts, der schon in der Fragebogenerhebung deutlich wurde, wird hier fortgeführt. Anschließend sind gegensteuernde Maßnahmen vorgesehen. Erste Idee: Ein Spiel, das einschlägige Informationen beinhaltet und damit spielerisch falsches Gedankengut korrigiert. Schließlich gehört zum Projekt noch ein weiterer Vorschlag. Eine Vereinbarung „Schule gegen Rechts“ soll von möglichst vielen Schülerinnen und Schülern unterzeichnet werden. Das ist der Schlussstein auf dem Weg, der von der Analyse über die Aufklärung bis hin zum Eintreten gegen Rechtsextremismus führt.

Schritt für Schritt ist das Projekt im Internet wiedergegeben, auf einer Website, die einfach, aber ansprechend gestaltet ist. Die einzelnen Elemente - von der Fragestellung über den Fragebogen bis hin zum Spiel - sind dort eingestellt und durch eine kleine Literaturliste ergänzt. Die Seite soll im weiteren Verlauf des Projekts weiter ergänzt und gepflegt werden. Sie kann ganz besonders dazu beitragen, Erkenntnisse über rechtsextreme Tendenzen auch über den Rahmen des Berufskollegs hinaus zu verbreiten - und damit die Voraussetzungen für das Vorgehen gegen Rechtsextremismus in einem größeren Rahmen zu schaffen.

Projektwebseite