3. Preis

„Ankerwurf im Hafen Deutschland“ – ein Film von Hamed Salman Chaudhr

Der 18jährige Schüler Hamed Salman Chaudhry beschäftigt sich in seinem Kurzfilm „Ankerwurf im Hafen Deutschland“ mit dem Thema Islam in Deutschland. Zwei ganz unterschiedliche Ereignisse haben den Anstoß gegeben. Das war einerseits das rassistische Auftreten von Thilo Sarrazin, andererseits die Äußerung des damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff, dass der Islam zu Deutschland gehöre.

Hamed Salman Chaudhry, der selber Muslim ist, zeigt anhand seines Alltags, dass Integration ganz normal funktionieren kann, wenn es keine Zuschreibungen irgendwelcher Art gibt. Die Möglichkeit bot sich ihm zunächst im Rahmen des Wettbewerbs com.mit Award, der von RTL durchgeführt wird. Er reichte ein kleines Drehbuch mit einzelnen Szenen ein und kam damit ins Finale des Wettbewerbs. Für die Umsetzung stellte RTL einen Kameramann zur Verfügung. Chaudhry zeigt praktische Beispiele für alltägliche Integration aus seinem persönlichen Leben. Das funktioniert sehr gut im Sport. Fußball ist für ihn ein Beispiel dafür, dass Zusammenhalt und Respekt gefördert werden, unabhängig von Religion oder Herkunft. Ein anderer wichtiger Punkt für ihn ist Bildung: „Meine beiden Brüder studieren, meine Schwester macht in diesem Jahr Abitur. Das ist unsere Antwort auf Sarrazin.“

Auf dem freien Kanal Flensburg informiert er einmal in der Woche zusammen mit anderen Muslimen über den Islam und diskutiert über die Integration von Muslimen in Deutschland. Die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehöre, sollte eigentlich gar nicht gestellt werden, meint er, denn „wenn die Frage gestellt wird, denkt man über die Ausgrenzung einer ganzen Gruppe in Deutschland nach“.

Begründung der Jury

Herr Chaudhry hat ein sehr professionelles Video eingereicht, indem er darstellt, wie er sich als junger Muslim in Deutschland fühlt. Mit diesem Film greift er ein Thema auf, welches seit Jahren sowohl auf politischer Ebene als auch innerhalb der Gesellschaft häufig diskutiert wird: Kann jemand ein religiöser Muslim und loyaler Staatsbürger Deutschlands sein? Herr Chaudhry ermöglicht dem Beobachter einen Blick in sein Leben. Er berichtet über seine Schule, Freunde und Freizeit. Seine Religion ist ihm wichtig und es stört ihn massiv, dass Muslime aufgrund ihres Glaubens ausgegrenzt und diskriminiert werden. Mit Freunden produziert er deshalb Fernsehprogramme, wo über muslimisches Leben berichtet und auch innerislamische Themen aufgegriffen werden. Einem falschen Verständnis gegenüber der Religion will er ebenfalls auf diesem Weg entgegenwirken.

Der Beobachter kommt zu dem Schluss, dass Herr Chaudhry ein so gewöhnliches Leben führt, wie jeder Jugendliche in seinem Alter auch. Er ist Bestandteil dieser Gesellschaft, indem das Zusammenleben zwischen Muslimen und Nichtmuslimen häufig besser funktioniert als Medien und manche populistische Gruppierungen uns weis machen wollen. Diese Erkenntnis ist ein wichtiger Beitrag zu der allzu emotional geführten Integrationsdebatte. Es ist auch deswegen ein wichtiger Beitrag, weil wissenschaftliche Studien ein Anstieg von antimuslimsichem Rassismus belegen. Vorurteile gegenüber Muslimen, Ausgrenzung und Diskriminierung sind gesellschaftliche Phänomene, welche nicht mehr nur einer sozial schwachen Schicht zugeschrieben werden können, sondern tief in der Mittelschicht verankert sind. Der Beitrag macht sehr deutlich, dass die Motivation für diesen Film von dem Macher selbst ausging und es ihm ein sehr persönliches Anliegen ist, bestehende Vorurteile abzubauen. Gleichzeitig lädt er ein, auf seine Mitmenschen zuzugehen. Der Beitrag ist in seiner Umsetzung sehr kreativ und setzt sich mit einer persönlichen und überzeugenden Note für ein friedliches Miteinander ein.