Sonderpreis DGB Jugend NRW
„3 Bewerber – gleiche Chance?!“ – ein Film der SchülerInnen der FM3A – Berufsschulklasse aus dem Fachbereich Kfz-Mechatroniker, Eduard-Spranger-Berufskolleg, Hamm
Wie wirken Vorurteile? Wie schlagen sie sich in Diskriminierung oder Benachteiligung nieder? Solchen Fragen sollte in einer Unterrichtseinheit im Politikunterricht nachgegangen werden. Die Azubis - so Lehrerin Elena Albert - wollten das Thema nicht trocken theoretisch diskutieren, sondern irgendwie mit ihrer Lebenswirklichkeit verbinden. Der Flyer zum Wettbewerb „Die Gelbe Hand”, den Elena Albert im Lehrerzimmer sah, war dann die Initialzündung: Wir machen mit - befanden Lehrerin und Azubis. Klar war: Wir machen einen Kurzfilm. Es wurden Ideen gesammelt, aus denen ein Drehbuch entstand.
Die Geschichte: Drei junge Leute bewerben sich um einen Ausbildungsplatz als Kfz-Mechatroniker, ein deutscher Mann, eine deutsche Frau, ein Mann mit türkischem Hintergrund. Sie arbeiten zur Probe, und der Chef sieht sich das an. Am Ende fällt die Entscheidung: die junge Frau wird nicht genommen, sie gehöre eigentlich an den Herd. Der junge Mann mit türkischen Wurzeln fällt auch durch, er könne sowieso kein Deutsch, was natürlich nicht stimmte. Den Ausbildungsvertrag bekommt der junge Deutsche.
Die einfache Geschichte wirkt vor allem durch die vielen Details in der Ausstattung und der Darstellung. Erarbeitet wurde alles von den Azubis. Sie haben die Werkstatt in der Schule als Kulisse eingerichtet, alles selbst gefilmt und geschnitten sowie die Musik ausgesucht und unterlegt. Bei der Darstellung zeigt der Chef des Autocenters mit durchaus schauspielerischer Begabung in vielen kleinen Szenen wie subtil Ausgrenzung funktionieren kann. Insgesamt wirkt der Beitrag seht authentisch. Die jungen Leute kennen alltägliche Ausgrenzung. Für Elena Albert ist das Projekt auch ein pädagogischer Erfolg. Alle haben mitgemacht, sich einbringen können. Sie haben nicht nur Toleranz gelernt, sondern auch Talente zeigen können, von denen ihre Mit-Azubis vorher kaum wussten.
Begründung der Jury
Die Schülerinnen und Schüler des Eduard-Spranger-Berufskollegs haben in ihrem Beitrag die schwierige Situation von Jugendlichen mit Migrationshintergrund auf dem Ausbildungsmarkt thematisiert. Mit einer kleinen Dosis Ironie zeigen sie in dem Filmbeitrag, dass oftmals nicht die Leistung und Fähigkeiten, sondern auch andere Faktoren wie Herkunft und kultureller Hintergrund bei der Frage nach der Vergabe eines Ausbildungsplatzes eine Rolle spielen. Die Schülerinnen und Schüler greifen das Problem auf, stellen es alttagsgerecht dar und fragen sich auch, wie es zu beheben ist.
Der Beitrag ist ein Ausdruck von Solidarität und ein Appell an Arbeitgeber, alle Jugendlichen unabhängig von ihrer Herkunft gleich zu behandeln. Es ist nicht die Stimme von Behörden, Organisationen und Initiativen, sondern die Stimme der Jugend, die sich eine faire Ausbildungs- und Arbeitswelt wünscht. Die Jugendlichen senden eine subtile Botschaft an die Arbeitgeber, sie belehren nicht, sondern fragen, ob Diskriminierung ihrem Verständnis von Fairness entspricht. Der Beitrag überzeugt mit seiner Authentizität. Der Anspruch, die alltägliche Benachteiligung zu zeigen, ist gelungen. Es ist dabei zu bemerken, dass das Thema "Diskriminierung" nicht eng ausgelegt wird, sondern auch die Ungleichbehandlung aufgrund des Geschlechts thematisiert wird.