3. Preis

Verschleiertes Bild

Betül Nisa Üstün, Auszubildende der Merck KGaA in Darmstadt

Die Kurzgeschichte „Verschleiertes Bild“ von Betül Nisa Üstün behandelt das Thema „Rassismus gegenüber Kopftuchträgerinnen“. Die Auszubildende im 1. Lehrjahr zur Chemielaborantin bei Merck KGaA in Darmstadt erzählt eine fiktive Geschichte einer Frau, die in ihrem Job wegen des Tragens eines Kopftuchs Rassismus ausgesetzt ist. Sie beschreibt, wie sich der Alltagsrassismus auf das Leben der Frau auswirkt und wie sie damit umgeht. Die Autorin selbst erzählt: „Das Schweigen einer Person äußert nicht ihre Akzeptanz. Die Ignoranz eines Menschen demonstriert nicht die Realität. Jeder wird durch Rassismus anders geprägt und jeder reagiert unterschiedlich. Man sollte verstehen, dass rassistische Witze nicht falsch sind, weil sich jemand angegriffen fühlt, und es auch zeigt, sondern weil es unmenschlich und unmoralisch ist. Es geht darum ein gewisses Verständnis für sein Umfeld zu entwickeln. Ich finde, dass der Rassismus gegenüber Kopftuchträgerinnen sehr oft eher in den Schatten tritt, dass es vielen nicht bewusst ist, was für eine Art von Rassismus sie ertragen müssen. Mein Ziel war es, andere darauf aufmerksam zu machen.“

Kurzgeschichte als PDF

Begründung der Jury

Muslim*innen erfahren in vielen Lebenssituationen Diskriminierung: in Ämtern, bei der Wohnungssuche oder auf dem Arbeitsmarkt. Meist bleibt dies in der Öffentlichkeit unbemerkt. Umso mehr Aufmerksamkeit verdient der Wettbewerbsbeitrag von Betül Nisa Üstün, die Muslim*innen mit ihrem Prosatext „Verschleiertes Bild“ ein Gesicht und eine Stimme gibt.

„Das war doch nur ein Spaß“, so rechtfertigt ein Unternehmer in dem Text seine rassistischen Witze. Frauen mit Kopftuch lehnt er für sein Unternehmen hingegen ganz ohne Spaß ab. Später trifft er auf eine Muslima, die als Führungskraft einer Partnerfirma arbeitet. Sie muss sich die rassistischen Witze des Unternehmers anhören, wehrt sich zunächst, entscheidet sich dann aber zu schweigen.

Der Text ist eine reflektierte literarische Positionierung einer jungen Autorin, die selbst Rassismus erfahren hat. Es erinnert daran, dass wir die Opfer von Rassismus nicht alleine lassen dürfen: Alle tragen Verantwortung, ihre Stimme zu erheben.
Die Jury der „Gelben Hand“ möchte die Chemielaborantin in Ausbildung mit der Verleihung des 3. Preises ermuntern, ihre Stimme auch in Zukunft zu erheben und ihre bereichernden Perspektiven auf das Thema Rassismus weiterhin mit uns zu teilen.