Mit Kreativität und Hingabe gegen Rassismus

Preisverleihung des 16. Wettbewerbs „Die Gelbe Hand“

Am 31. März wurden in der Residenz Würzburg die diesjährigen Preisträger*innen unseres Wettbewerbs „Die Gelbe Hand“ geehrt. Damit zeichnen wir jedes Jahr das Engagement junger Menschen gegen Rassismus und Rechtsextremismus, für Demokratie, Vielfalt und Solidarität aus.

„Das demokratische Miteinander in unserer sich rasant verändernden Gesellschaft ist nicht einfach. Es braucht die Anstrengung von uns allen. Die jungen Menschen, die wir heute auszeichnen, zeigen uns, wie diese Haltung im alltäglichen Leben umgesetzt wird. Sie sind alle unsere Vorbilder“, betonte Dietmar Schäfers, Vorsitzender des Kumpelvereins, in seiner Begrüßung.

Sandro Kirchner, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration, begrüßte die Anwesenden auch im Namen des Bayerischen Ministerpräsidenten und Schirmherrn Dr. Markus Söder. „Ein offenes, demokratisches Land, in dem Toleranz und die Achtung der Menschenwürde unverzichtbare Grundlage unseres Zusammenlebens sind, ist für mich essentiell. Rassismus und Diskriminierung haben in unserer Gesellschaft keinen Millimeter Platz! Genau für diese unveräußerlichen Werte steht vorbildlich Die Gelbe Hand“, so Kirchner.

Der Schirmherr Robert Feiger, Vorsitzender der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, hob hervor: „Wo sich Menschen gegen Rassismus engagieren, haben es die Rassisten schwer, und dort wird Demokratie gelebt. Deshalb: Euer Engagement ist wertvoll und hat unseren Applaus verdient. Ich bin beeindruckt, welche Kreativität und vor allem wie viel Hingabe in den Wettbewerbsbeiträgen steckt.“

1. Preis: IG BCE Jugend München, „Music supports people – Musik gegen Rassismus und Vorurteile!“

Mit seiner Social Media-Aktion hat der Bezirksjugendausschuss (BJA) Musiker*innen vorgestellt, die sich in ihren Songs gegen Rassismus und Ausgrenzung stark machen. Dafür haben die jungen Gewerkschafter*innen sieben Instagram Stories erstellt und im Dezember 2022 über eine Woche hinweg als täglichen „Bildungsauftrag“ auf dem Social Media Kanal der IG BCE Jugend München gepostet. „Die Lieder wurden in verschiedenen Jahren veröffentlicht, der Rassismus bleibt jedoch bestehen. Deswegen dürfen wir nicht müde werden, gegen Rassismus und Ausgrenzung anzukämpfen. Gute Musik kann uns dabei Kraft geben“, so die Preisträger*innen.

Laudator Sandro Kirchner: „Dieses hervorragende digitale Bildungsprojekt überzeugt mich auch ganz persönlich. Musik ist eine unmittelbare Sprache der Herzen, die Menschen aus allen Teilen der Welt verbindet und Grenzen überwindet. Die Botschaft des Projekts ist klar und kommt an: Lasst uns weiterhin zusammenarbeiten, um eine Welt zu schaffen, in der alle Menschen gleichbehandelt werden. Nehmen Sie diese Auszeichnung auch als Ansporn: Setzen Sie sich bitte auch weiterhin für Toleranz, Respekt und Solidarität in unserem Land ein!“

2. Preis: Auszubildende der Salzgitter Flachstahl GmbH, „Frauen in Konzentrationslagern“

In einem einwöchigen Seminar in der Gedenkstätte KZ Drütte haben sich die Auszubildenden mit der nationalsozialistischen Vergangenheit Deutschlands beschäftigt und sich vor allem mit den schrecklichen Erlebnissen von Frauen in Konzentrationslagern auseinandergesetzt. Auf der Grundlage von Berichten Überlebender erstellten sie ihren Kurzfilm. Die Filmemacher*innen erklären: „Die Erinnerungen der Frauen haben uns ihre Geschichten nähergebracht und dazu bewegt, diese zu erzählen – damit sie nie vergessen werden!“

Laudator Robert Feiger: „Euer Film schafft es in eindrücklicher Form, die Vergangenheit begreifbar zu machen. Er hat uns auch konzeptionell und handwerklich überzeugt. Positiv hervorheben möchte ich den Fokus auf die Opfergruppe der Frauen, die in der Erinnerungskultur nach wie vor unterrepräsentiert ist. Die Jury wünscht euch weiterhin viel Erfolg beim Eintreten für die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus.“

3. Preis: Betül Nisa Üstün, Auszubildende bei der Merck KGaA in Darmstadt, „Verschleiertes Bild“

Der Prosatext der Auszubildenden zur Chemielaborantin thematisiert Diskriminierungen, die Frauen erfahren, die aufgrund ihres Glaubens ein Kopftuch tragen: von dummen Sprüchen über abstoßende Witze bis zu Ablehnungen bei der Arbeits- oder Wohnungssuche. Er veranschaulicht, wie diese Demütigungen zu Gefühlen von Hilflosigkeit und Resignation führen können. „Ich finde, dass der Rassismus gegenüber Kopftuchträgerinnen vielen nicht bewusst ist. Mein Ziel war es, darauf aufmerksam zu machen“, so die Autorin.

Laudator Robert Feiger: „Ein Text, der unter die Haut geht, zum Nachdenken anregt und den Lesenden Mut macht, auch wenn das Thema schwierig ist. Er sollte für uns Leser*innen ein Anstoß sein, Rassismus zu widersprechen, wenn wir ihm begegnen. Die Jury möchte dich mit dem Preis ermuntern, deine Stimme auch in Zukunft zu erheben.“

Sonderpreis DGB Jugend NRW: Schüler*innen des Berufsbildungszentrums Dormagen, „Mit Hip-Hop die Stimme gegen Rassismus erheben“ & „Ein Statement gegen Antisemitismus setzen“

Im ersten Projektteil haben die Schüler*innen gemeinsam mit Rapper Haben Tesfai und Comedian Benaissa Lamroubal ein Bühnenstück entwickelt, in dem das Judentum, das Christentum und der Islam als Hip-Hop-Bands des Labels „Deutschland“ in einem Battle gegeneinander antreten. Der Appell: miteinander zu sprechen und sich zu respektieren. Zweiter Projektteil ist ein selbstkomponierter und -geschriebener Rapsong gegen Rassismus. Die Botschaft: Wir halten zusammen, wir geben nicht auf.

Laudator Andreas Jansen, Abteilungsleiter Jugend und Demokratie beim DGB NRW: „Dieser Beitrag drückt alles aus, wofür NRW steht – echt sein, klar sein und vor allem vielfältig sein. Ein wahres Aushängeschild für unser Bundesland.“

Sonderpreis Bayern: Auszubildende der DB Fernverkehr AG, „Ausgrenzung findet bei uns keinen Platz“

In ihrem Kurzfilm zeigen die Auszubildenden anhand der fiktiven Geschichte eines ukrainischen Geflüchteten, der in einem ICE einen Sitzplatz sucht, Situationen rassistischen und ausgrenzenden Verhaltens. „Wir möchten zeigen, dass wir Azubis bei der DB Rassismus nicht akzeptieren und wollen Menschen dazu bringen, ihr Handeln zu reflektieren. Ausgrenzung findet bei uns keinen Platz!“, so die Filmemacher*innen.

Laudator Sandro Kirchner: „Mit ihrem sehr vielseitig und ansprechend gestalteten Video mit der eindeutigen Botschaft ‚Fremdenfeindlichkeit ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen‘ setzen sich die Auszubildenden aktiv und verantwortlich für mehr Gerechtigkeit und mehr Zivilcourage ein. Ein Anliegen, das ich voll und ganz unterstütze.“

Sonderpreis DGB Jugend Bayern: ver.di Jugend Oberpfalz, „In Gedenken an Klaus-Peter Beer – Neonazistische Gewalt und antifaschistisches Erinnern in Amberg“

Als Teil des „Bündnis gegen das Vergessen“ hat die ver.di Jugend Oberpfalz an einer Broschüre über den Mord an Klaus-Peter Beer und rechtsextreme Strukturen in Amberg mitgearbeitet. Beer wurde 1995 aufgrund seiner Homosexualität von Neonazis ermordet und die grausame Tat lange verschwiegen und verdrängt. Die Broschüre dokumentiert den Kampf gegen das Vergessen und begibt sich auf die Spuren des Lebens von Klaus-Peter Beer.

Laudatorin Katharina Heymann, stellvertretende Vorsitzende der DGB Jugend Bayern: „Die Autor*innen leisten mit der Broschüre einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung und Sensibilisierung für unsere Demokratie und setzen gleichzeitig ein klares Zeichen gegen rechte Gewalt und Diskriminierung.“

Bernhard Stiedl, Vorsitzender des DGB Bayern, in seinem Schlusswort: „Wenn es Orte und Organisationen in Deutschland gibt, wo Integration gelungen ist, dann sind es die Betriebe und die Gewerkschaften. Leider gibt es auch in Betrieben noch den alltäglichen Rassismus, unter dem viele Menschen mit Migrationshintergrund leiden. Aber mit der Gelben Hand halten wir dagegen. Wenn wir in einer weltoffenen und von Akzeptanz geprägten Gesellschaft leben wollen, müssen wir selbst aktiv werden. Deshalb gilt mein Dank den Preisträger*innen für ihr beispielhaftes Engagement. Mein Dank gilt aber auch dem Kumpelverein – dafür, dass er in seinem Engagement nicht nachlässt.“

Link zur Ausführlichen Vorstellung aller ausgezeichneten Beiträge mit Begründungen der Jury

Link zur Bildergalerie